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2025

11.4.25

 

Spaziergang mit Fragen

Einführungstext: Im März und April nehme ich den Leser mit auf einen Spaziergang – nicht nur durch die Natur, sondern auch durch ein Feld existenzieller Fragen. Inmitten von Wind und Licht, begleitet nur vom eigenen Denken, begegnet mir der homo animalis ex aequo homo animalis transhumanus h+ ebenso wie die Möglichkeit de verum hominum, die der wahren Menschen. Der nachfolgende Text ist ein Ausschnitt aus meiner Feldforschung, Teil des „Neoexistentialismus“ – eine Einladung zum Innehalten und Nachdenken.

 

Let us begin and end with Japanese tankas - lasst uns beginnen und enden mit japanischen Tankas: 

 

Ich gehe durch die Natur 

Der Wind rauscht durch die Bäume 

Das Licht bricht sich in feuchten Halmen 

Ich bin allein – und doch begleitet. 

 

Die Gedanken sind mir zur Gesellschaft geworden. Ich stelle mir Fragen, die mich nicht loslassen: Wie kann ich sicher sein, dass meine Meinung richtig ist?

Ich vertrete sie aus Überzeugung – aber was gibt ihr das Recht auf Wahrheit? Ist es nicht möglich, dass ich irre? Und doch: Wenn ich sage, es ist niemals rechtens, einen Menschen zu töten, dann meine ich das als unumstösslich. Es ist kein Gefühl, es ist ein innerer Imperativ. Einer, der in mir aufsteht und sagt: So darf kein Mensch handeln. Wie Kant: Lügen bleiben Lügen. Töten bleibt Töten. Es ist falsch – immer.

Aber entspricht das der Wirklichkeit? Die Welt kennt Gewalt, Krieg, Lüge, Zerstörung – als wäre es Naturgesetz. Und doch: Der wahre Mensch steht dagegen auf. Nicht aus Macht, sondern aus Einsicht. Eine Meinung ist dann mehr als subjektiv, wenn sie sich im Lichte der Verantwortung behauptet. 

Der Massstab bin nicht ich – sondern der Mensch im Menschen. Mein Gewissen ist keine Erfindung. Es ist ein leiser, aber fester Widerstand gegen das Unmenschliche: Haben wir ein Recht auf Rechte? Nicht weil sie uns jemand schenkt – sondern weil wir sie erschaffen. Der wahre Mensch nimmt nicht nur – er gibt. Er denkt, fühlt, schützt, teilt. Menschenrechte, Informationsfreiheit, Gerechtigkeit – sie sind keine blossen Ansprüche. Sie sind Zeugnisse der Menschwerdung. Solange sie verletzt werden, sind wir noch nicht angekommen. Der homo animalis bleibt in uns lebendig. Verus verum hominum – die Wahrheit des „wahren Menschen“ beginnt dort, wo einer aufsteht und sagt: Ich lasse das nicht gelten.

 

So gehe ich weiter 

Schritt für Schritt 

Aufwirbelten Staub 

Beim Gehen an einem Sonntag

 

Ich weiss nicht alles – aber ich weiss, dass der Mensch sich aus sich selbst erschaffen muss (siehe meine Maxime zu den kategorischen Imperativen vom Januar und Februar). Alles beginnt mit einer Frage!

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