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Vorwort

Die Poesie ist definiert als: „Gendai“, „Tanka“, „Haiku“, „Renga“, „Gedichte“ und „Aphorismen“. Die europäischen Gedichtarten (in News) sind eine besondere Form der schonungslosen Jetztzeit, z. B. „Der nackte Affe“ oder „Kreaturen“. Im Besonderen sind Tanka, Haiku und Renga, der japanischen Poesie entnommen. Das Tanka hat Bezug zum hier und jetzt, d. h. es ist eine spezielle Gedichtform einer Momentaufnahme, z. B. „Wandlung“ oder „Wildbach“. Das Renga stammt aus der Tradition der Kettengedichte, aus dem sich das Haiku entwickelt hat. Das Tanka im Gegensatz zum Haiku hat 5-7-5-7-7-Silben bestehend aus fünf Zeilen, das Haiku ist eine Kurzform des Tankas bestehend aus drei Zeilen Hiragana (japanische Schrift), mit 5-7-5-Silben; das Haiku ist von Matsuo Bashō.

Furu ike ya

Fu/ru/i/ke/ya

– 5 Silben

Kawazu tobikomu

ka/wa/zu/to/bi/ko/mu

– 7 Silben

Mizu no oto

Mi/zu/no/o/to

– 5 Silben

The old pond

Der alte Teich


A Frog jumps in

Ein Frosch springt hinein

 

The sound of the water

Geräusche des Wassers

 

Gemäss reduktionistischen Existentialismus gleicht die Interpretation „Wandlung“ aber eher einem Renga (Kettengedicht), als einem Tanka. Im Gegensatz zum Haiku haben Tanka und Renga einen Titel, z. B. „Wandlung“ oder „Bambusflöte“. Der geneigte Leser findet z. B. auch Poesie zu „Herbst oder Winter-“ Gedichten usw.

Die japanische Kunst, jeden Augenblick zu leben.

 

Ichi-go-Ichi-e 一期一会 von der Geburt bis zum Tod oder zu Lebzeiten. Das Gedicht (Tanka) und dem Einsetzen des letzten Satzes „Kansei shita“, ist es vollendet.
Dieses japanische Konzept des Ichigo-ichie lehrt uns, jede Gelegenheit im Leben zu schätzen, da sie sich nicht in genau der gleichen Weise wie-derholen wird, resp. Ichigo-ichie zitiert, dass wir keinen Moment im Le-ben neu erschaffen oder wiederholen können. Daher ist jeder einzelne Moment eine „einmalige“ Gelegenheit. Dieses Konzept ist eng mit dem Zen-Buddhismus und der japanischen Teezeremonie verbunden. Es ist auch mit den Konzepten der Achtsamkeit und der Vergänglichkeit ver-bunden. In der Praxis des Zen lehren wir mit Paradoxon Koan: „Das Vergessen des Selbst im Akt der Vereinigung mit dem Etwas“ Satori oder Erleuchtung. Wenn du das Konzept der Ichigo-ichie im täglichen Leben anwendest, wirst du in der Lage sein, ein glücklicheres, erfüllte-res Leben zu führen, ohne sich von der Vergangenheit bedrängt zu füh-len oder sich um die Zukunft zu sorgen.
Als mir ein eigenes Dojo Mukitaimon (wie ich es nenne: Das Tor der Nichterwartung) zuteilwurde, sagte ich zu meinen Schülern: Still, auf-recht und absichtslos sitzen, nicht nach dem Besonderen suchen, zum Ursprung des wahren Menschen zurückkehren und die Weite des Seins ergründen.

Der Vogel pfeift, wie er von sich selbst her pfeift
Der Frosch quakt, wie er von sich selbst her quakt
Der Bach fliesst, wie er von sich selbst her fliesst

 


期一会 Ichi-go ichi-e 生き甲斐 Ikigai

 

浮世絵 Ukyo-e
丸に侘寂 Maru ni wabi-sabi
金継ぎ Kintsugi
Shosan Kogetsu
..... 完成したKansei shita

 


Jeden Augenblick...

 

Bilder der fliessenden Welt
Umarmen die Eleganz des Alters
Blüten im Hochsommer, sie kommen und gehen
Das Wesen des Berges spiegelt sich im Mondlicht
......Es ist vollendet


„Ichi go ichi e, ikigai und wabisabi“ repräsentieren shinrin yoku mentale Gesundheit. Die Werte stehen für japanische Tradition, die zu-sammengehen – einen Moment im Leben, der nicht wiederholt werden kann, eine Philosophie der Einmaligkeit, den Moment zu geniessen. Die-ses Tanka steht „wofür es sich zu Leben lohnt oder der Sinn des Le-bens“, iki für Leben und gai für Werte oder die Kunst der Schönheit kintsugi und der Poesie Japans.


„Ukyoe“, Leonard Cohen sagte: Wabi-Sabi (ukyoe) sind (Narrative) charakteristischste Merkmale der fliessenden Welt“. Wir beide sind Zenmönche, er steht für Rinzai-Shu (Schule) und ich für Soto-Shu (sie-he Literatur). Cohen lebt von 1994 bis 99 als Mönch im Mt. Baldy Rinzaiji Zen Center ausserhalb Los Angeles, im Gegensatz zu mir ausserhalb von San Francisco im Sotoji Zen-Center Green Gulch und in Japan im Antaiji. Leonard Cohen war ein sanfter Existenzialist unter den grossen Figuren der Popkultur. Sein Name war Jikan (der Stille). Seine Meister-werke waren: „So long, Marianne“, „Sister of Mercy“ oder „Suzan-ne“ und nicht minder der Song, der von diversen Popgrössen gesungen wurde „Hallelujah“.
So long Jikan, Leonard.

„Maru ni Wabi-Sabi“ Maru ni, im Kreis oder Haus. Der Kreis wird traditionell für alle Familien-Wappen-Emblem (Mon) verwendet. Das Mon findet sich immer fünfmal auf den schwarzen Seidenkimonos: an den Ärmeln, Brust und Nacken. Zum Beispiel das Mon, dass ich vom Meister erhalten habe, heisst: Naka wa no uchi ni Kenkata bami in der Mitte (naka wa) des Hauses (no uchi) der Samurei-Familie mit drei Blüten (bami) und und drei Schwertern (ken - katana). Wabi-Sabi ist ein weite-rer urjapanischer Begriff, der vom Zen-Mönch Sen no Rikyu einem Teemeister eingeführt wurde, genauso wie Kintsugi ist Wabi sabi eng mit dem Zen-Buddhismus verbunden. Die entsprechende Denkweise war aber bereits in der Fujiwara-Zeit (12. Jhdt.) ein weitverbreiteter Begriff. Rikyu hat aufgrund unterschiedlicher Legenden (z. B. der des Daidokuji – Tempel in Kyôto) mit 71 Jahren Seppuku (Harakiri) begannen (siehe Literatur und anschliessend die Ladatio).

Rikyus Todesgedicht 辞世の句 jisei no ku
Ich hebe das Schwert
Dies mein Schwert
Lang in meinem Besitz
Die Zeit ist am Ende gekommen
Himmelwärts werfe ich es hinauf

„Kintsugi“ ein weiterer charakteristischster Begriff, Merkmal der tra-ditionellen japanischen Schönheit: Die Kunst, scheitern zu können, eine altjapanische Weisheit, ein Begriff, der in seiner Vielfalt und Bedeutung in wenigen Worten nicht sinnstiftend erklärt werden kann. Die Laudatio zu Ehren von Wolfram Kurz zu seinem 80. Geburtstag versucht den Be-griff Kintsugi, der auch mit Wabi-Sabi einhergeht zu erklären:
So die Legende des achten Shogun Yoshimasa (1436 – 1490), der eine besondere Vorliebe für die Teezeremonie entwickelte. Als ihm eine sei-ner liebsten Teeschalen zerbrach, bat er die besten Kunsthandwerker Japans, sie wieder herzustellen. Und nach langem Experimentieren konnten sie ihm eine Schale präsentieren, die aus den Scherben der al-ten bestand, doch von ganz neuer, aussergewöhnlicher Schönheit war. Die Bruchlinien waren mit einer besonderen Paste, mit Goldpuder ver-setzt, zusammengefügt. Die Bruchstellen werden mit dem Harz des ostasiatischen Lackbaumes miteinander verbunden. Statt die Risse zu verbergen, hatten die Keramiker sie sorgfältig zu feinen goldenen Linien veredelt. Sie hatten eine Schale geschaffen, die von grösserer Kostbar-keit, als die alte war. Das ist die Geburtsstunde von Kintsugi. Und wenn am Ende der Prozedur noch zusätzlich Goldpuder auf die feinen Klebeli-nien aufgetragen wird, dann erstrahlt die Keramik in neuer, überraschender Schönheit. Kintsugi ist mehr als nur ein Kunsthandwerk: es ist ein poetisches Bild für den Prozess, den Menschen durchlaufen, wenn ihr Leben „auseinanderbricht“ ́, wenn Wir-Ich eine schmerzhafte Krise oder einen Verlust erleben erleiden, und sich der Aufgabe stellen, die Scherben unseres alten Lebens aufzulesen, um daraus ein neues Leben zu erschaffen – ein Leben, das, indem es den Schmerz integriert und verwandelt, noch erfüllter sein kann als das alte, das wir verloren haben. Kintsugi ist tief mit einem philosophischen Konzept verbunden, dass die Japaner Wabi-Sabi nennen. Wabi verweist auf den Wert des Schlichten. Sabi verweist auf die Schönheit der Dinge, die durch das Fortschreiten der Zeit entstehen: durch Nutzung und Abnutzung. Und Wabi-Sabi verweist auf die Eleganz des Alters, die sich gerade darin zeigt, dass man sich annimmt, wie man ist: unbeständig, unvollendet, auf Perfektion verzichtet, aber im Leben immer versucht, sein Bestes zu geben. Das heisst: auch die Brüche im Leben anzunehmen.

Die offenkundige Schönheit ist nicht das Höchste, sondern das verhüllte. Ein moosbe-wachsenes Strohdach oder Felsen, eine knorrige Kiefer, ein angerosteter Teekessel sind japanische Symbole eines Schönheitsideals. Viele japanische Kunstrichtungen wurden von Zen beeinflusst, insbesondere von der Akzeptanz und Kontemplation der Unvoll-kommenheit. Diese Künste können die Ästhetik des Wabi-Sabi exemplarisch aufzeigen: Japanische Teezeremonie und seine Gärten. Das Bogenschiessen, Budo, Bonsai, Ikebana und Poesie wie Haiku, Tankas usw., Gedichte, die Wabi-Sabi verständig machen, aber auch dem Honkyoku (Shakuhachi) fremdartige Töne zu entlocken, verkörpern Wabi-Sabi.

In den Wäldern drüben
Tief unter der Last des Schnees
Ist letzte Nacht
Ein Pflaumenzweig
Erblüht


„Shosan Kogetsu“, so mein Meister, Shosan: Im Wesen oder Licht (Sho), der unverrückbare Berg (San), Kogetsu, der sich im Mond(Licht) spiegelt (Ko Licht - Getsu Mond). Die Kanshi-Zeichen Sho und Kogetsu sind buddhistischer Natur und sind nur für Kenner der Materie verifizierbar. Es sind mit dem Pinsel hingeworfene Kanshi (Sosho - Pinsel-schrift), einer Momentaufnahme. Es stellt sich die Frage: Was hat der Meister dabei gedacht, als er zwei-drei Kanshi auf ein Japanpapier ge-zeichnet hat? Ich habe oft auf Hängerollen aufgebrachte Sosho-Schriftzeichen versucht zu übersetzen und konnte dabei tief in die Seele der Japaner und Meister schauen.
Als letzte Zeile meines jisei no ku – mit „Kansai shita“ – es ist vollendet.

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